Leserbrief an die Zeitschrift St. Georg

 

In der St. Georg 03/2013 wird in dem Artikel "Rollkommando" deutlich herausgestellt, wie schädlich diese Zwangshaltung für das Pferd ist. Herangezogen wird eine wissenschaftliche Studie, um die für den Körper globale Schadwirkung zu untermauern.

Mein folgender Kommentar wurde nicht als Leserbrief abgedruckt.

Zur Rollkur, LDR, "wissenschaftlich" auch als Hyperflexion bezeichnet:

Betrachten wir kurz ein anderes Phänomen, das so genannte "Einlaufen" des Pferdes. Lassen wir mal athrotische Gründe älterer Pferde außer Acht, sondern betrachten die Tatsache, dass häufig auch schon junge, sportlich intensiv geforderte Pferde sich "einlaufen" müssen. Die Veterinärmedizin würde von einer geringgradig undeutlichen Lahmheit sprechen. Auch bei dieser Formulierung ist der Grund letztendlich Schmerz. Nach einer gewissen Zeit geht das Pferd dann klar.

Der / die Reiter/in sagt dann: Jetzt hat mein Pferd sich eingelaufen.

Therapeuten sagen dann: Jetzt ist der Bereich gefühlstaub.

Sie können das selbst ausprobieren:

Legen sie sich in einen ihrer Schuhe einen Schnürsenkel oder ein Stück Lederschnur. Nun ziehen sie sich ihre Schuhe an und gehen damit joggen. Sie werden feststellen, an dem Fuß mit dem Fremdkörper taucht ein unangenehmes Gefühl auf. Joggen sie weiter. Nach einer gewissen Zeit werden sie denken:

Der Fremdkörper ist weg, ich spüre ihn nicht mehr.

Was ist passiert?

Dem zu Grunde liegt der so genannte Gate-Control-Mechanismus. Damit wird kontrolliert, wie viele Informationen das Gehirn bekommt.

Man kennt es von verunfallten Menschen. Sie wissen wer sie sind, wo sie waren, wohin sie  wollten. Sie registrieren aber nicht, dass sie einen offenen, doppelten Beinbruch haben. Weil der Gate-Control-Mechnanismus das Gehirn vor der großen Flut an Informationen schützt. „Sonst brennt uns hier die Festplatte durch!“

So wie das Gehirn vor der großen Welle an Infos geschützt wird, so wird es auch vor kleinen, aber andauernden, gleichen Informationen geschützt.

Sie sitzen am Computer, und der meldet alle 4 Sekunden: Ich hab ein Update, ich hab ein Update, ich hab….

Dann sagen Sie nach einer Weile: Du gehst mir jetzt echt auf die Nerven mit Deinem Update und blenden diese Information aus.

Der Schmerz ist eine Art Updatemeldung: Fehler, Fehler, Fehler, Fehler, … Bei jedem Schritt.

Das Gehirn sagt dann nach einer Weile genauso: Mir geht die Fehlermeldung auf die Nerven. Und meint es wörtlich!

Im Gate-Control-Mechanismus wird die Information abgefangen, nicht zum Gehirn weitergeleitet.

Und dann spüren Sie den Fremdkörper nicht mehr. Sie haben sich „eingelaufen“, das Pferd auch. Bei ihm liegt aber kein Fremdkörper vor. Meistens reagieren durch zu intensives Training überforderte Strukturen des passiven Bewegungsapparates wie Sehnen oder Bänder und Gelenkknorpel empfindlich auf Belastung und melden Schmerz.

Interessant ist jetzt: Wie lange dauert das Einlaufen, also die Aktivierung des Gate-Control-Mechanismus?

Ungefähr 10 Minuten !

Wie lange ist die Rollkur, LDR-Haltung in der Öffentlichkeit erlaubt?

Genau, 10 Minuten.

Bei der Rollkur werden ebenfalls Strukturen, vor allem das Nackenband und die Genickmuskulatur, bis in den Schmerzbereich überdehnt. Wie die Nerven, vor allem die Kopfnernerven, darauf reagieren, ist vorstellbar. Letztlich bleibt der Verdacht, dass mit der Rollkur eine globale Betäubung des ganzen Körpers erreicht wird. Das heißt im Klartext:

 Ob man dem Pferd ein Schmerzmittel verabreicht, oder 10 Minuten Rollkur macht, die Wirkung auf den Organismus ist die gleiche.

Im Turniersport ist das eine  Doping und damit letztendlich Tierquälerei, das andere eine akzeptierte Trainingsmethode.

Ein Phänomen, zwei Definitionen.......

Und jetzt können Sie sich in Ruhe überlegen, wer da was macht. Und die regulierenden Gremien tolerieren und akzeptieren das!

Tolle Vorbilder, viele unserer Profis und Vertreter einer angeblich bedeutenden Reitsportnation. Geschützt von einer Dachorganisation, die brutale Tierquälerei verharmlost, während sie mehr Fairness gegenüber dem Partner Pferd im Sport fordert und als Hüter der klassischen Reitlehre gesehen werden möchte.

Eine Beleidigung der allgemeinen Intelligenz und Hochverrat am Pferd.

Und es gibt tatsächlich Menschen, die fordern Pferde für den Sport, „die hart im Nehmen“ sind. Ist das eine Forderung nach mehr Schmerztoleranz?

Ihr bringt den Pferdesport an den Abgrund! Wollt ihr wirklich weiter in die Richtung reiten?